A very personal interview with Sophie, about the new songs on her album, and her feelings about religion.
This interview was taken from http://www.nahaufnahmen.ch

Die schwedische Folk-Pop-Sängerin Sophie Zelmani nahm sich für Nahaufnahmen.ch Zeit, unsere Fragen von ihrem Zuhause aus zu beantworten und berichtet über die Aufnahmen zu ihrem neuen Album "The ocean and me", Erinnerungen an ihr Lieblingsstudio, ihre Lieblingsmusik, ihren Glauben an Schutzengel und ihre spezielle Beziehung zur Schweiz.
Von Christoph Aebi.

Promo 076Nahaufnahmen.ch: Eine Biographie zu deinem neuen Album beschreibt folgende idyllische Szenerie: Du sitzt in einem Schaukelstuhl auf der Veranda eines kleinen Hauses, spielst akustische Gitarre, zu deinen Füssen sitzt dein Hund Lasse. Das Haus ist umgeben von Apfelbäumen, der Geruch von frisch gebackenem Brot liegt in der Luft. Ist das nur ein nettes Bild oder die Realität?
Sophie Zelmani: Ja, was für eine schöne und poetische Beschreibung! Ich weiss jedoch nicht, wieso der Autor der Biographie, den ich selber nie getroffen habe, dieses Bild vor sich sah. Es ist schwierig, die Realität zu beschreiben. Manchmal ist das beschriebene Bild sehr weit entfernt von der Wirklichkeit, manchmal dieser sehr nahe, aber nie ganz präzis.

Für dein neues Album "The ocean and me" haben du und dein Produzent Lars Halapi  alle Lieder des Albums jeweils in einer bestimmten Reihenfolge direkt hintereinander aufgenommen, dies während mehreren Nächten. Danach habt ihr von jedem Lied den besten Take ausgewählt. Wieso habt ihr das Album auf diese Art und Weise eingespielt und wie war diese neue Erfahrung für dich?
Es war Lasses (Lars Halapi, Anm. d. Red.) Vorschlag, dass wir eine neue Form des Aufnehmens ausprobieren sollten. Es war lustig und ziemlich geglückt, finde ich. Ich glaube wir hatten 5 oder 6 Aufnahmesessions. Alle waren speziell „aufgeladen", wie vor einem Konzert. Ausserdem wird man so eines bestimmten Liedes nicht müde, was sonst passieren kann, wenn man bei einem Lied stecken bleibt und dieses immer und immer wieder aufnehmen muss.

Ich habe gelesen, dass die Rommarö Studios, wo du einige deiner Alben aufgenommen hast, kürzlich geschlossen wurden. Hast du dein neues Album noch dort eingespielt und welche Erinnerungen hast du an die inmitten einer wunderschönen Landschaft gelegenen Studios?
Zuerst fühlte ich mich traurig, dass die Studios verkauft werden sollten. Du kennst sicher das Gefühl, welches man hat, wenn man weiss, dass man nie wieder an einen Ort zurückkommen kann, welcher einem viel bedeutet. Rommarö war ein fantastischer Ort, um seine Zeit zu verbringen: Die Umgebung, das Aufnahmestudio, die Feste, die Gespräche, die Pokerabende, die Abendessen, die Hechte...Ich bin dankbar für alle diese Erinnerungen. Aber wir hatten bereits vorher beschlossen, dass wir das neue Album an einem neuen Ort einspielen sollten, in einem Studio in Südschweden. Nun wird Rommarö nie wieder eine Alternative sein.

"Just a little bit away from home is this room" heisst es im Refrain deines neuen Liedes "This room". Ausgehend vom Text nehme ich an, dass mit dem Raum, welcher im Lied beschrieben wird, eine Kirche gemeint ist. Was bedeutet Religion für dich und glaubst du an Gott?
Das ist lustig, dass du das sagt. Als ich mir die Aufnahme angehört habe, ist mir in den Sinn gekommen, dass es eine Kirche sein könnte. Ausserdem befindet sich nur 300 Meter von meinem Zuhause entfernt eine Kirche. Aber es hatte eine ganz andere Bedeutung für mich, als ich das Lied geschrieben habe.

Ich denke nicht, dass ich religiös bin, aber vielleicht finden sich manchmal gewisse befriedigende Antworten in den Religionen. Die gleiche Sache wird auch auf verschiedene Weise in den verschiedenen Religionen beschrieben. Manchmal braucht man besonders viel Trost, Glaube und Hoffnung. Man findet ganz einfach den Glauben dort, wo man sich am besten fühlt. Wenn ich beispielsweise wissen will, was der Sinn des Lebens ist, reicht an gewissen Tagen die Antwort: „Das Leben selber ist der Sinn". Aber ich glaube tatsächlich an Schutzengel.

In deinen neuen Liedern gibt es oft Referenzen an das Wasser oder den Wind. Was repräsentieren diese Elemente für dich?
Ich würde sagen Gefühle. Oder etwas, was man nicht kontrollieren kann.

Welcher Musiker oder welche Band hat dich am meisten beeinflusst und inspiriert und welche Musik hörst du dir zuhause gerne an?

Es gibt einige Musiker und Bands die ich mir regelmässig anhöre: Van Morrison, Bob Dylan, Leonard Cohen und die schwedische Gruppe Eldkvarn. Im letzten Jahr war es vor allem die Musik von Nick Lowe und Daniel Lemma und dann höre ich periodisch auch die Musik einer Reihe anderer Künstler.

Leonard Cohen sagte einmal, dass er manchmal 10 Jahre brauche, um ein Lied zu schreiben, während Bob Dylan dafür nur 15 Minuten benötige. Wie leicht oder schwierig ist es für dich, ein Lied zu schreiben? Schreibst du normalerweise die Musik oder den Text zuerst?
Ja, Leonard Cohen. Hatte er nicht für sein Lied „Hallelujah" 80 Verse geschrieben und danach die besten ausgewählt? Ich kann verstehen, dass es Zeit und vieles andere benötigt, um solche fantastischen Lieder zu schreiben. Man muss dankbar sein für seine Geduld und für die Antriebskraft, die er zu haben scheint. Bei mir muss es so schnell wie möglich gehen, aber ich brauche trotzdem sicher mindestens 2 bis 3 Stunden. Die Melodie kommt gleichzeitig mit den ersten paar Wörtern.

Hast du jemals darüber nachgedacht, ein Album mit schwedischen Liedern aufzunehmen?
Nein, das ist eher ein schrecklicher Gedanke. Einmal schrieb ich auf Anfrage ein schwedisches Lied für einen Künstler. Das war an und für sich schon eine Herausforderung. Erst als ich ihn das Lied singen hörte, fühlte ich, dass es ziemlich gut war.

Seit dem Album „Precious burden" hast du mehrmals mit dem bekannten Fotografen Anton Corbijn zusammengearbeitet und er hat auch die Bilder für das neue Album und die Tourplakate gemacht. Was gefällt dir an seinen Bildern besonders gut?
Vor allem mag ich ihn als Person sehr und betrachte ihn als einen Freund. Seine Bilder haben eine Art Magie, die schwierig zu erklären ist. Ausserdem haben mir Schwarz-Weiss-Fotografien immer sehr gefallen.

Seit du vor fünf Jahren zum ersten Mal in der Schweiz Konzerte gegeben hast, wurdest du immer populärer und erfolgreicher und deine Konzerte sind ausverkauft. Was bedeutet dir der Erfolg?
Es fühlt sich immer fantastisch an, daran zu denken, dass es tatsächlich eine ganze Menge Menschen gibt, die meine Musik mögen und zu den Konzerten kommen, um mir zuzuhören. Ich bin dankbar dafür und auch geschmeichelt. Wenn ich auf der Bühne stehe, und all die Menschen im Publikum sehe, empfinde ich ein überwältigendes Gefühl im Herzen. Aber ich weiss nicht, ob das so viel mit dem Wort „Erfolg" zu tun hat.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Publikum in Schweden und der Schweiz?
Ich habe bei eurem Publikum die gleiche Verteilung bezüglich Alter und Geschlecht festgestellt wie in Schweden. Aber wenn ich im Ausland spiele, fühle ich mich mehr als Gast und hier in der Heimat mehr als Gastgeberin.

 Welche Erinnerungen hast du an deine Besuche in der Schweiz?
Alle in der Band mögen die Schweiz sehr und wir freuen uns sehr darauf, wieder zu euch zu kommen. Es gibt tatsächlich etwas Spezielles in der Beziehung zu eurem Land. Ich bin generell eher schlecht darin, mich an etwas Bestimmtes zu erinnern. Aber ich erinnere mich an einen enorm schönen Käsefondue-Abend vor ein paar Jahren. Ich habe ausserdem bei euch mein Lieblingsschuhgeschäft gefunden. Was ich nie vergessen werde ist, dass ich letztes Jahr mein Bühnenkleid in Genf in den See geworfen habe. Es war nach dem letzten Konzert unserer Tournee und ich dachte, das Kleid habe seinen Zweck erfüllt und somit fand es auf diese Weise ein würdiges Ende.

Am 20.September startest du in Zürich deine neue Tournee. Zusätzlich zu deiner bereits bekannten Band wird euch mit Johan Lindström an der Gitarre und Pedal Steel ein neuer Musiker begleiten. Was können wir von der neuen Tournee erwarten?
Johan ist fantastisch und es wird spannend, ihn dabeizuhaben. Wir anderen kennen uns ja in- und auswendig. Für euch gibt es jemanden Neuen zum Anschauen und eine zusätzliche Gitarre zum Zuhören. Ich denke nicht, dass man viel mehr erwarten sollte als eine Weile Musik „hier und jetzt". Dann werden wir auch sehen, welche Stimmung wir zusammen mit euch erreichen. Ich werde wohl sehr nervös sein, da Zürich das erste Konzert auf der neuen Tournee sein wird. Aber ich freue mich sehr darauf.

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